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Rallye-WM: Portugal

Séb oder Séb?

Sébastien Ogier konnte 21,1 Sekunden Vorsprung auf Sébastien Loeb bewahren – wer wird, wer darf die Rallye gewinnen? Solberg/Minor auf Platz sechs.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Citroen Racing, Photo4

44,8 Sekunden lag Citroen Junior Sébastien Ogier am Freitagabend vor seinem Namensvetter, dem Serienweltmeister Sébastien Loeb – als „Straßenfeger“ konnte der frühere Juniorenweltmeister am Samstag, auf den sechs Wertungsprüfungen der zweiten Etappe der Portugal-Rallye immerhin 21,1 Sekunden an Vorsprung retten.

Am Sonntag muss Ogier somit erneut als erster Wagen auf die Strecke – es sind noch zwei Mal zwei Sonderprüfungen zu jeweils etwas mehr als 20 Kilometern zu absolvieren, inklusive der abschließenden Superspecial-Prüfung warten noch etwas weniger als 90 Wertungskilometer auf die Lenkradartisten…

Ogier vor dem ersten WRC-Sieg?

Kann Ogier darauf hoffen, dass er morgen seinen ersten Sieg in der großen WRC-Klasse bejubeln darf? Der Sieger der IRC-Monte des Jahres 2009 ist sich nicht sicher, seine Tagesbilanz klingt zaghaft: „Das Straßenfegen war heute jedenfalls schwieriger als es gestern der Fall war – aber wir haben versucht, so hart wie möglich zu puschen. Wir werden sehen, wie es morgen weitergeht - es wird sicher hart, aber wir werden bis zum Ende attackieren.“

Auf rund 134 SP-Kilometern konnte Loeb an diesem Samstag mit Bestzeiten auf den Prüfungen 8, 9, 12 und 13 rund 23 Sekunden aufholen – allerdings beklagte der Franzose, dass er auf der letzten SP des Vormittags (SP 10, Bestzeit Petter Solberg) „einen Fehler bei einer Wasserdurchfahrt“ begangen habe. Zudem war Ogier auf der elften Prüfung mit seiner einzigen Bestzeit an diesem Tag um rund sechs Sekunden schneller als Loeb. Der WM-Leader sagt: „Unser Rückstand ist recht groß – ich war am Anfang wegen der Reifen etwas zu vorsichtig. Séb wiederum fuhr dann die gleichen Zeiten wie wir und er hat dabei aber seine Reifen nicht ruiniert. Er fährt sehr gut und wir sind morgen nur Zweite auf der Strecke, es wird also nicht leicht werden, den Rückstand aufzuholen.“ Seine Strategie für den Sonntag ist jedenfalls denkbar einfach: „Puschen!“

Wer Sébastien Loeb kennt, der weiß, dass er durchaus in der Lage ist, den Rückstand noch aufzuholen. Allerdings hat Loeb zuletzt auch gezeigt, dass er unter Druck mitunter zu Fehlern neigt. Eine weitere, und höchstwahrscheinlich entscheidende Frage ist natürlich, ob es Citroen dem Junior zugesteht, Loeb die Punkte für den Sieg wegzuschnappen. Ob sich das Werksteam angesichts der formidablen Leistung Ogiers und des recht großen Rückstands von Mikko Hirvonen in der WM-Tabelle mit Platz zwei zufrieden gibt? Oder ob man Ogier gnadenlos zurückpfeift, damit Loeb die maximale Punkteanzahl gutschreiben kann? Sollte das geschehen, wird es, das ist klar, niemand zugeben. Wie auch immer – keine unvorhersehbaren Zwischenfälle vorausgesetzt, wird der Sieg auf alle Fälle zwischen den beiden Sébs ausgefochten…

Sordo, Solberg & Hirvonen kämpfen um Platz 3

Dani Sordo jedenfalls hat mit dem Kampf um den Sieg nichts mehr zu tun – im Mittagsservice lag er noch weniger als eine Sekunde hinter seinem Teamkollegen Loeb, doch am Nachmittag lief es für den Spanier alles andere als gut. Ab der zwölften Prüfung waren seine Reifen verbraucht, allein auf SP 12 verlor er beinahe eine halbe Minute. Geknickt gab Sordo am Ende des Tages gegenüber dem WRC-Radio zu Protokoll: „Wir haben nur fünf Reifen dabei und die Reifen waren komplett hinüber – wir hätten schneller fahren können. Die Lage ist nicht so toll für uns, aber wir werden schauen, dass wir möglichst viele Punkte holen können.“

Konkret kämpft Sordo mittlerweile nur noch um den dritten Platz – gegen Petter Solberg und Mikko Hirvonen. Solberg hat die Nase vorne – er belegt mit einem Rückstand von 52 Sekunden den dritten Platz, Sordo liegt als Vierter 13,5 Sekunden hinter ihm.

Petter Solberg hat also durchaus Chancen auf einen weiteren Podestplatz – auch wenn seine Tagesbilanz ernüchtert klang: „Am Morgen war es noch absolut perfekt – aber am Nachmittag haben wir auf der zweiten Prüfung wegen der Reifen viel Zeit verloren, auch auf der dritten Prüfung lief es nicht besser.“ Ob er sich im Kampf um Platz drei durchsetzen kann? Solberg grübelt: „Wenn alles funktioniert, sind wir ziemlich gleich schnell. Aber es ist sicher möglich.“

Doch auch Mikko Hirvonen rechnet sich noch Chancen auf den Podestplatz aus – er müsste dafür 21,7 Sekunden aufholen. Hirvonen gab sich im Zielraum der letzten SP des Tages recht kämpferisch: „Das ist gut, da gibt es morgen etwas zu kämpfen, da ist noch ein Podium möglich. Wir mussten nicht allzu viel auf die Reifen achten.“

Für Jari Matti Latvala war der zweite Tag der Portugal-Rallye bereits am Vormittag zu Ende. Nach zwei Kilometern der neunten Prüfung flog der Ford Focus über eine Böschung und krachte gegen einen Baum, wobei ein Rad zerstört wurde. Latvala und sein Co-Pilot blieben unverletzt und werden die Rallye am Sonntag fortsetzen.

Solberg/Minor auf Platz 6

So rückten Henning Solberg und seine österreichische Co-Pilotin Ilka Minor vor auf den sechsten Gesamtrang, allerdings mit einem Rückstand von etwas mehr als drei Minuten. Sowohl nach vorne als auch nach hinten beträgt der Abstand rund 1,5 Minuten, sodass eine Platzverbesserung aus eigenen Kräften heraus ebenso unmöglich ist, wie eine Platzverschlechterung ohne Zwischenfälle. Solberg gab sich zufrieden: „Es läuft gut -mehr kann ich nicht erreichen.“

Einen ebenso einsamen siebten Platz belegt Stobart-Teamkollege Matthew Wilson, der im Zielraum der SP 13 erklärte: „Wir haben auf der letzten Prüfung wegen eines technischen Problems nach einer Wasserdurchfahrt viel Power verloren.“ Auch der auf Platz acht liegende Mads Östberg, der einen bereits betagten Subaru Impreza WRC2008 pilotiert, klagte über Probleme: „Wir sind froh, dass wir überhaupt ins Ziel gekommen sind – wir haben Probleme mit der Servolenkung.“

Der frühere Formel 1-Pilot Kimi Räikkönen belegt einen recht sicheren neunten Rang und berichtete von einem heiklen Moment: „Es lief gut auf der letzten Prüfung – doch zirka 1,5 Kilometer vor dem Ziel sind wir von der Strecke abgekommen.“ Das Ziel sei jetzt natürlich die Zielrampe, um weitere WM-Punkte einzustreifen.

Ein mehr oder weniger „heißer Kampf“ bahnt sich um den letzten WM-Punkt an: Munchi’s Ford-Pilot Federico Villagra und Fords Abu Dhabi-Zugeständnis Khalid Al-Quassimi liegen zeitgleich auf Rang zehn…

SWRC & JWRC: Ketomaa & Abbring führen überlegen

In der SWRC ist die Entscheidung bereits gefallen: Mit mehr als drei Minuten Vorsprung führt Ford Fiesta S2000-Pilot Jari Ketomaa vor seinem Markenkollegen Xavier Pons. Skoda-Pilot Michal Kosciuszko liegt als Dritter bereits mehr als fünf Minuten zurück. Ketomaa's härtester Rivale, Nasser Al-Attiyah, musste bereits am Vormittag aufgeben.

Auch bei den Junioren der SWRC darf sich der führende Renault Clio R3-Pilot Kevin Abbring über einen Vorsprung von bereits mehr als vier Minuten freuen - sein Gegner, der Deutsche Aaron Burkart, flog von der Strecke und beschädigte dabei den Radiator seines Suzuki Swift S1600. Der zweitplatzierte Este Karl Kruuda wiederum, ebenfalls auf éinem Suzuki unterwegs, liegt nun rund sechs Minuten vor Burkart auf Platz zwei. In der Gruppe N glänzt Pirelli Star Driver Ott Tanak im knallgelben Mitsubishi Lancer Evo X auf dem 14. Gesamtrang.

Bereits um 6.48 Uhr Ortszeit (7.48 Uhr MESZ) wird am Sonntag die erste Sonderprüfung in Angriff genommen. Die letzte echte Wertungsprüfung wird um 11.39 Uhr Ortszeit (12.39 Uhr MESZ) gestartet. Die abschließende Superspecial-Prüfung steht um 13.55 Uhr Ortszeit (14.55 Uhr MESZ) auf dem Programm. Etwa um 15.15 Uhr MESZ sollte endgültig klar sein, welcher der beiden Sébs die Rallye gewonnen hat.



Nach Tag 2 (SP 13)

 1.  Sébastien Ogier    Citroen  2:50:48.1
 2.  Sébastien Loeb     Citroen     + 21.1
 3.  Petter Solberg     Citroen     + 52.2
 4.  Dani Sordo         Citroen   + 1:05.7
 5.  Mikko Hirvonen     Ford      + 1:13.9
 6.  Solberg/Minor      Ford      + 3:02.8
 7.  Matthew Wilson     Ford      + 4:41.8
 8.  Mads Östberg       Subaru    + 5:36.7
 9.  Kimi Räikkönen     Citroen   + 7:29.7
10.  Federico Villagra  Ford      + 7:55.1
 =   Khalid Al Qassimi  Ford      + 7:55.1

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