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Rallye-WM: Portugal

Loeb will einfach nur weitersiegen

Loeb will nach 2007 und 2009 auch die dritte Portugal-Rallye der Neuzeit für sich entscheiden – wer soll oder wer könnte ihn daran hindern?

Michael Noir Trawniczek

Einige beherzte Privatfahrer retten die Verantwortlichen der Rallye-Weltmeisterschaft vor einer neuerlichen Blamage in punkto Nennliste, wie es in Neuseeland mit neun World Rally Cars der Fall war – in der Königsklasse der Rallye-WM werden am kommenden Wochenende sogar satte 17 WRC-Teams über die Startrampe der Portugal-Rallye rollen, die WM-Punkte müssen also wieder verdient werden.

Im Jahr 1973 wurde zum ersten Mal ein WM-Lauf in Portugal abgehalten, in den 1980er-Jahren war die Portugal-Rallye bekannt für äußerst schwierige Sonderprüfungen, die sowohl auf Schotter als auch auf Asphalt abgehalten wurden. Ende der 1990er-Jahre wurde an der Westküste nahe Porto ausschließlich auf Schotterprüfungen gefahren, ehe die Rallye 2001 aus dem WM-Kalender flog.

Comeback im Süden

2007 feierte man ein WM-Comeback, die Rallye übersiedelte an die Südküste in die Algarve-Region. Nach einem Jahr Pause kehrte die Portugal-Rallye im Vorjahr in den Kalender zurück.

Die 2010er-Ausgabe beinhaltet überarbeitete Vorjahrs-Prüfungen und eine Superspecial-Prüfung im Algarve Stadion der Stadt Faro, wo erneut der Servicepark errichtet wird. Die SP „Santa Clara“ wird heuer in der umgekehrten Richtung befahren, bei einigen anderen Prüfungen wurden Start und Ziel neu positioniert.

Loeb's größter Gegner heißt Loeb

Als Topfavorit gilt wie so oft Serienweltmeister Sébastien Loeb. Der Citroen-Werkspilot konnte die beiden Portugal-Rallyes der Neuzeit für sich entscheiden und möchte auch am kommenden Sonntag das oberste Podesttreppchen betreten. Allerdings räumt der Franzose ein: „Ich mag die Rallye wirklich, aber sie ist alles andere als einfach. In dieser Saison gab es bei jeder Rallye einige Sonderprüfungen mit tückischen Kuppen - diese kleinen Buckel, die verhindern, dass wir die dahinter liegenden Kurven sehen können. Und Portugal wird in dieser Hinsicht die Krönung sein!“

Loeb fügt hinzu: „Abgesehen davon ist die Rallye nicht sehr schwierig. Es ist von allem etwas dabei, was man auf Schotter so hat: breite, schnelle Abschnitte und andere langsame und kurvige Sektionen.“

Auch wenn Loeb zuletzt in Neuseeland einige Fehler unterlaufen sind, so hat er ebendort auch seine überlegenen Fahrkünste demonstriert. Die Antwort auf die Frage, wer Loeb an einem dritten Portugal-Sieg am ehesten hindern könnte, kann also nur lauten: Loeb!

Teamkollege Dani Sordo stand zuletzt schwer im Schatten des Citroen Juniors Sébastien Ogier. In seinen mittlerweile vier Jahren als Citroen-Werkspilot konnte Sordo keinen einzigen Sieg erringen. Gegenüber Autosport erklärte er: „Wenn sie mich nächstes Jahr nicht mehr haben wollen, muss ich mir eben ein anderes Team suchen.“ Doch der Spanier erhielt von seinem Teamchef Olivier Quesnel durchaus positive Signale: „Olivier sagte mir, dass Citroen im nächsten Jahr mit den beiden Sébs und mit mir fahren möchte.“ Sordo testet zudem weiterhin fleißig den neuen DS3 – Citroen könnte 2011 durchaus mit drei Werksboliden antreten. Wie auch immer – Sébastien Ogier liegt in der WM auf dem hervorragenden vierten Platz, nur ein Zähler trennt ihn von Petter Solberg, dem Weltmeister von 2003 und privaten C4-Piloten.

Der Norweger und sein „Petter Solberg World Rally Team“ konnten den in Neuseeland beschädigten C4 zeitgerecht reparieren. Solberg hofft, dass er „von seiner Startposition profitieren“ wird. In Portugal spielt das „Straßenkehren“ wieder eine bedeutende Rolle. Wieder werden die beiden Werksteams danach trachten, dass am Samstag und am Sonntag keiner ihrer Titelkandidaten als erstes oder zweites Fahrzeug auf die Strecke muss. Am Freitag und am Samstag werden Loeb und Hirvonen demnach darauf achten, am Ende des Tages nicht in Führung zu liegen.

Latvala bleibt Nr. 2

Auch wenn Jari Matti Latvala nach seinem Sieg in Neuseeland auf den zweiten WM-Platz vorrücken konnte und er um sechs Zähler mehr als Mikko Hirvonen auf dem Konto hat, hält Ford bei der klar definierten Rollenverteilung im Werksteam fest.

Latvala selbst erklärt: „Trotz meines Siegs in Neuseeland hat sich an meiner Rolle als Nummer 2-Pilot nichts geändert. Dank dieser klaren Positionierung habe ich meine Herangehens- und Fahrweise weiterentwickelt. Sie ermöglicht mir ein tieferes Verständnis dafür, dass im Kampf um den Titel nicht nur der absolute Speed zählt, sondern auch konstante Zielankünfte wichtig sind.“ Latvala kehrt in Portugal an jenen Platz zurück, an dem er im Vorjahr mit einem Horrorcrash für Aufsehen sorgte, als sich sein Focus mehrfach einen Hang hinab überschlug und der Wagen dabei völlig zerstört wurde.

Hirvonen hingegen hat seinen schwachen Neuseeland-Auftritt analysiert und erklärt: „Ich wollte zuviel und habe zu hart attackiert, dadurch sind mir immer wieder Fehler unterlaufen. In Portugal werde ich einfach wieder meinem natürlichen Speed vertrauen, ohne an WM-Punkte zu denken.“

WM-Punkte sind Kimi Räikkönen derzeit völlig egal. Räikkönen, der die Neuseeland-Rallye ausgelassen hat und nun also nach einer längeren Pause wieder in den WRC-Zirkus zurückkehrt, erklärt: „Das Endergebnis ist mir bei dieser Rallye wirklich nicht wichtig - es geht einzig und allein darum, dass wir für die Zukunft so viele Informationen wie möglich mitnehmen können. Wir steigern uns einfach weiter Schritt für Schritt." Der „Iceman“ konnte auch einen Schotter-Test absolvieren.

Neue Hoffnung für Solberg & Minor

Henning Solberg und seine Kärntner Co-Pilotin Ilka Minor wollen nach drei sehr schwierigen Rallyes wieder ihrem Ziel näher kommen – die beiden wollen bei jeder Rallye „Best of the Rest“ werden, also das beste Privatteam. „Wenn wir uns dieses Ziel nicht setzen würden, bräuchten wir gar nicht mehr zu fahren“, erklärte Ilka Minor in einem Gespräch mit motorline.cc. In Neuseeland sei „der Hund im Auto“ gewesen, Henning Solberg habe so kein echtes Vertrauen in den Wagen aufbauen können. Für Portugal wurde der Ford Focus von Stobart Ford wieder auf Vordermann gebracht.

Mit dabei ist auch wieder der dritte Ford-Werkspilot, Abu Dhabi-Zugeständnis Khalid Al-Quassimi. Dazu kommen der Sohn von Ford-Teamchef Malcolm Wilson und Munchi’s Ford-Pilot Federico Villagra.

Dass am kommenden Wochenende nicht nur die World Rally Cars von Citroen und Ford zu sehen sein werden, dafür sorgen ein paar mutige Privatiers: Mads Östberg wird wieder den von Adapta eingesetzten Subaru Impreza WRC2008 pilotieren. Dazu kommen gleich drei Modelle des Peugeot 307 WRC, dem Lieblingsauto von Österreichs bislang bestem WM-Piloten Manfred Stohl. Eingesetzt werden diese von Jean-Marie Cuoq, dem Ungarn Frigues Turan und dem Zyprioten Spyros Pavlides. Wieder am Start wird auch Akrobatikkünstler Ken Block mit seinem Monster World Rally Team sein. Dazu kommen noch zwei private Ford Focus von Rene Kuipers und dem Franzosen Laurent Carbonaro.

SWRC: Sandell setzt aus

In der SWRC wird Xavier Pons auf alle Fälle die Tabellenführung behalten, denn sein Verfolger Martin Prokop hat Portugal als Streichresultat auserkoren. Neben Pons werden auch Michal Kosciuszko, Bernardo Sousa, Janne Tuohino, Jari Ketomaa, Dennis Kuipers und Julien Maurin einen Ford Fiesta S2000 pilotieren. IRC-Ass Juho Hänninen wird in Portugal mit seinem Skoda Fabia S2000 antreten, auf einen Fabia setzen auch Per Gunnar Andersson, Eyvind Brynildsen und Nasser Al-Attiyah. Red Bull Rallye Team-Pilot Patrik Sandell setzt in Portugal plangemäß aus.

Die Portugal-Rallye zählt nicht zur PWRC, dennoch werden Tabellenleader Armindo Araujo und auch Hermann Gassner junior am Start sein. Dazu kommen auch die fünf Mitsubishi Lancer Evo X der Pirelli Star Driver. Einer von ihnen ist neuerdings Hayden Paddon, der Neuseeländer gewann in seiner Heimat die PWRC-Wertung.

JWRC: Zweiter Saisonlauf

Ihren zweiten Saisonlauf bestreitet die Junioren-Weltmeisterschaft JWRC. Tabellenleader Aaron Burkart pilotiert wieder einen Suzuki Swift S1600. Als Gegner lauern Kevin Abbring und Alessandro Brocolli in ihren Renault Clio R3 oder Hans Wejis und Thierry Neuville, die jeweils einen Citroen C2 S1600 steuern.

Die Portugal-Rallye wird am Donnerstagabend mit der Superspecial-Prüfung im Algarve Stadion von Faro eröffnet. Richtig los geht es am Freitagmorgen um 9.30 Uhr Ortszeit mit dem Start der 22,7 km langen SP 2 „Santa Clara“.



WM-Stand WRC

 1. LOEB Sébastien            108 Punkte
 2. LATVALA Jari Matti         72 Punkte
 3. HIRVONEN Mikko             64 Punkte
 4. OGIER Sébastien            63 Punkte
 5. SOLBERG Petter             53 Punkte
 6. SORDO Dani                 34 Punkte
 7. WILSON Matthew             30 Punkte
 8. SOLBERG Henning            24 Punkte
 8. VILLAGRA Federico          22 Punkte
10. RÄIKKÖNEN Kimi             14 Punkte


WM-Stand Hersteller WRC

 1. Citroen                   156 Punkte
 2. Ford                      151 Punkte
 3. Citroen Junior Team        75 Punkte
 4. Stobart Ford               74 Punkte
 5. Munchi's Ford              32 Punkte


WM-Stand SWRC

 1. PONS Xevi                  68 Punkte
 2. PROKOP Martin              48 Punkte
 3. ANDERSSON Per-Gunnar       40 Punkte
 =. BRYNILDSEN Eyvind          40 Punkte
 5. SANDELL Patrik             34 Punkte


WM-Stand PWRC

 1. ARAUJO Armindo             58 Punkte
 2. FLODIN Patrik              50 Punkte
 3. ARAI Toshihiro             30 Punkte


WM-Stand JWRC

 1. BURKART Aaron              25 Punkte
 2. BROCCOLI Alessandro        18 Punkte
 3. ABBRING  Kevin             15 Punkte

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