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Helden auf Rädern: Wismar Hannover

Unter Mithilfe des Gegners

Die Eisenbahn lukrativ zu betreiben, ist seit jeher ein Problem. Vor fast 100 Jahren zeigte die Waggonfabrik Wismar aber mit dem Schienenbus Hannover, wie ausgerechnet mit Kfz-Technik jede Menge Kosten eingespart werden können.

Freie Strecke statt Stau, gemütliches Sitzen statt stressiges Lenken, die Bahn als nervenschonende Alternative zum Automobil lässt sich super vermarkten. In der Praxis aber gibt es dann oft diverse Unwägbarkeiten, die fast jeder von uns kennt. Und abseits der routinemäßigen Verspätungen und Ausfälle bleibt da auch noch das große Problem der Kosten, weswegen schon zahlreiche Klein- und Nebenbahnen eingestellt werden mussten. Und wer glaubt, dass dieses Problem erst in unserem Jahrhundert aufgekommen ist – viel anders war das auch schon rund 100 Jahren auch nicht.

In der Zwischenkriegszeit kam natürlich noch dazu, dass es von allem viel zu wenig gab. Doch gerade in diesen Momenten erwacht der Erfindergeist erst wirklich zum Leben, sodass die Triebwagen- und Waggonfabrik Wismar AG aus Wismar einen genialen Einfall hatte. Für ihren neuen Schienenbus, Typ Hannover, griff man aus Ermangelung echter Eisenbahn-Hardware einfach zu Lkw-Komponenten. Und das war auch sofort ersichtlich: Der vordere Teil stammt praktisch komplett von Ford-Lastern jener Epoche, inklusive des Vierzylinder-Benziners mit 50 PS, der zudem über das standardmäßige Vierganggetriebe verfügte und mittels stinknormaler Kupplung und dazugehörigem Pedal betätigt wurde. Da so ein Triebwagen ja in beide Richtungen fahren muss, packte man ans andere Ende einfach auch einen sogenannten BB-Motor, man ersparte sich somit also wilde Kardanwellen- oder Drehgestellkonstruktionen – ein Griff in das Teilelager der Ford-Werke genügte.

Den Innenraum bestückte man mit zwölf Sitzbänken, zehn Klappsitzen und natürlich den damals obligatorischen Gepäcknetzen, und fertig war ein perfektes Einsatzgerät für regionalen Schienenverkehr, wie es seinerzeit praktisch in jedem Kaff gab. Definitiv war der Typ Hannover für diese Zwecke nahezu ideal, denn dank der Verwendung der Autoteile lagen die Produktionskosten rund bei der Hälfte vergleichbarer Triebwagen, zudem galt die Ersatzteilversorgung sowie die Wartung als äußerst unproblematisch. Das führte zu dem verblüffenden Ergebnis, dass der Triebwagen schon ab einer Passagierzahl von fünf profitabel war. Und das muss ein moderner Zug diesem Mischwerk erst einmal nachmachen.

Im Laufe der Zeit gab es von Betreiber zu Betreiber zahlreiche Versionen, einmal mit Dieselmotoren, dann mit stärkeren Benzinern, dann sogar welche, bei denen beide Motoren zur gleichen Zeit betrieben werden konnten, sollte es einmal zu etwas mehr Fahrgästen kommen. Die maximal 60 km/h reichten jedenfalls für den Einsatzzweck, und weil die Bevölkerung den Zwitter immer mehr ins Herz schloss, gab es recht bald diverse Spitznamen. Von Schweineschnäuzchen über Ameisenbär bis Maus war praktisch alles dabei, und weil es tatsächlich lange keinen adäquaten Ersatz gab, blieben viele davon bis weit in die 1960er im Einsatz. Und die, die bis heute überlebt haben, treiben nur mehr bei Museumsbahnen ihr Unwesen.

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