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2024 kommt der vollelektrische Lamborghini
Lamborghini

Der Kampfstier will Umweltbotschafter werden

Der Bau von Supersportwagen, Hochleistungs-SUVs und Nachhaltigkeit. Auf den ersten Blick passt das zusammen wie Feuer und Wasser. Lamborghini, der Traditionshersteller mit dem Kampfstier im Logo, will sich mit dieser scheinbaren Unvereinbarkeit nicht zufriedengeben und so seine Zukunftsfähigkeit sichern

mid/CR

Um das zu erreichen, hat das Unternehmen einen mehrstufigen Transformationsplan von der Elektrifizierung der Produkte bis zur Klimaneutralität am Produktionsstandort Sant'Agata Bolognese bis 2030 festgelegt. Er umfasst unter anderem die mittelfristige Abschaffung des Verbrennungsmotors sowie die Umstellung der gesamten aktuellen Produktpalette auf Hybridantrieb bis 2024.

In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts soll dann ein viertes vollelektrisches Modell die teilelektrifizierten Fahrzeuge ergänzen. Ein weiteres Ziel sind 50 Prozent weniger CO2-Emissionen der Produkte bis Anfang 2025. Insgesamt - so Stephan Winkelmann, Präsident und CEO von Automobili Lamborghini - stelle die "Direzione Cor Tauri" (Richtung Cor Tauri, dem hellsten Stern in der Konstellation) getaufte Strategie mit einem Kapitalbedarf von mehr als 1,5 Milliarden Euro über vier Jahre die größte Investition in der Geschichte von Lamborghini dar.

360-Grad-Ansatz ab 2030
"Unser Elektrifizierungs-Plan ist im Kontext einer sich radikal verändernden Welt notwendig und unvermeidbar. Wir bei Lamborghini wollen unseren Beitrag leisten, indem wir die Umweltbelastung durch bereits laufende und zukünftige Projekte weiter reduzieren. Unser Plan ist ein 360-Grad-Ansatz, der sowohl unsere Produkte als auch unseren Standort in Sant'Agata Bolognese umfasst und uns in eine nachhaltigere Zukunft führt".

Das Programm von Lamborghini für das Jahr 2030 ist ein 360 Grad-Ansatz, der sich vom Produkt bis zum Standort Sant'Agata Bolognese erstreckt, von den Produktionslinien bis zu den Büros. Die 160.000 Quadratmeter große Fläche wurde schon 2015 als CO2-neutral zertifiziert, was auch nach der Verdoppelung der Produktionsfläche in den letzten Jahren beibehalten wurde. Neben der Verringerung der CO2-Emissionen sind die Aufmerksamkeit für die Mitarbeiter und die soziale Verantwortung des Unternehmens, der Umweltschutz, die Nachhaltigkeit in der Lieferkette, integrale Bestandteile dieser Strategie.

So hat Lamborghini im Juni 2021 hat eine weitere Initiative angekündigt, die den Weg in eine nachhaltigere Zukunft weiter beschleunigen soll. Ein Abkommen mit der ÖBB Rail Cargo Group, sorgt dafür, dass die Urus-Karosserien künftig auf nachhaltigerem Wege vom Volkswagen-Standort im deutschen Zwickau zur Endfertigung in Sant'Agata Bolognese gelangen. Dies führt nach Angaben des Unternehmens zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen um 85 Prozent von 2.234 auf 331 Tonnen pro wöchentlicher Fahrt, mit einer jährlichen Einsparung von zirka 1.903 Tonnen Kohlendioxid. Gleichzeitig dauert der Transport von Zwickau nach Modena nur noch 48 Stunden. Lkw kommen nur noch auf der kurzen Strecke von Modena nach Sant'Agata Bolognese zum Einsatz, was etwa 21 km der Gesamtdistanz von 1.000 km ausmacht. Der mit 15 Wagons bestückte Güterzug transportiert bis zu 115 Karosserien mit einem Gesamtgewicht von etwa 150 Tonnen.

Bereits im Juli 2015 hatte Lamborghini eine Anlage zur Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung und Fernwärmeversorgung eingeweiht. Das führte zur Zertifizierung einer CO2-neutralen Produktion für das gesamte Lamborghini Werk. Die Zertifizierung im Rahmen des "Carbon Neutrality'' Programms war weltweit die erste, die einem Unternehmen von DNV GL (Det Norske Veritas Germanischer Lloyd) verliehen wurde. Automobili Lamborghini erreicht dieses Ziel seither jedes Jahr erneut durch Reduzierung und Kompensierung der in der Produktion erzeugten CO2-Emissionen.

Die im Werk in Sant'Agata Bolognese montierte und mit Erdgasbetriebene KWKK-Anlage (Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung) erzeugt Strom, Wärme und Kälte. Sie besitzt eine installierte Leistung von 1,2 MW und erzeugt jährlich etwa 9.800 MWhe - die bereitgestellte Energie könnte den jährlichen Bedarf aller Privatwohnungen von Sant'Agata Bolognese decken. Eingespart werden zirka 820 Tonnen CO2 pro Jahr. Seit Ende 2017 wird diese Anlage mit Biogas betrieben, um die CO2-Emissionen noch weiter zu reduzieren - und das um bis zu 5.600 Tonnen jährlich.

Lamborghini ist überdies der erste Automobilhersteller in Italien, der über ein Fernwärmesystem verfügt. Das rund 90 Grad heiße Wasser gelangt über unterirdisch verlegte Leitungen aus einer sechs Kilometer entfernt liegenden und mit Biogas betriebenen KWK-Anlage. Das Unternehmen nutzt die hier entstehende Abwärme, die andernfalls verloren ginge. Die Einsparung an CO2 beträgt hier zirka 1.800 Tonnen pro Jahr. Zusätzlich verfügt das Unternehmen über eine bereits im Jahr 2010 auf 15.000 Quadratmetern im Werk installierte und integrierte Photovoltaikanlage, die zu einer der größten im der Emilia-Romagna zählt. Die Anlage ermöglicht insgesamt eine Reduzierung von fast 1.000 Tonnen CO2 jährlich. Im Jahr 2012 wurde das neue Werk für die Entwicklung von Prototypen und Vorserienmodellen eingeweiht. Es war das erste mehrstöckiges Industriegebäude in Italien gemäß der Energieeffizienzklasse A zertifiziert. Die gleichen Merkmale erfüllen das neue Logistikzentrum und das neue Training Center, die 2013 bzw. 2014 eröffnet wurden.

Eichen, Bienen, V12
Automobili Lamborghini war der erste und einzige Automobilhersteller in Italien, dem das Umweltzertifikat EMAS zugeteilt wurde. Das Unternehmen erlangte diese Anerkennung schon im Juli 2009, wenige Monate nach der Zertifizierung ISO 14001, und wird damit sämtlichen internationalen Standards des Umweltmanagements gerecht.

Vor 10 Jahren wurde der Lamborghini Park eingeweiht. Mehr als 18.500 junge Eichen wurden hier auf einer Fläche von zirka sieben Hektar (70.000 Quadratmeter) in der Gemeinde Sant'Agata Bolognese gepflanzt. Die Initiative ist an eine experimentelle Studie zur Untersuchung der Beziehung zwischen Pflanzen, ihrer Anbaudichte, Klima und CO2 im Hinblick auf die Artenvielfalt geknüpft, die in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und den Universitäten Bologna, Bozen und München durchgeführt wird.

2016 zogen im Rahmen einer Biomonitoring-Initiative zudem die ersten Bienenvölker samt Behausung im Park ein. Seither von acht auf zwölf Bienenstöcke erweitert, ist die Population auf etwa 600.000 Bienen angewachsen, von denen 120.000 auf dem Gelände fliegen.

So konsequent, überzeugt und engagiert Lamborghini und seine Mitarbeiter vor Ort für mehr Nachhaltigkeit eintreten, so fleißig die Bienen brummen. Ein Dilemma werden sie vorerst nicht auflösen können: Auch die V12-Motoren der Lamborghini-Modelle brummen - vom nur in Mini-Auflage produzierten Sian abgesehen - bislang ohne jede E-Unterstützung.

Was die Elektrifizierung seiner Erfolgsmodelle angeht, steigt der Kampfstier erst spät in die Arena. Andere Supersportwagen-Hersteller sind zumindest da schon einen Schritt weiter. Hinzu kommt der Erfolg der Marke, die zu immer neuen Absatzrekorden fährt und damit das Null-Emissionen-Ziel zu einer stetig wachsenden Herausforderung macht. Allein vom 650 PS starken Hochleistungs-SUV Ursu, der erst seit 2018 vor Ort produziert wird, konnten weltweit bereits über 15.000 Einheiten verkauft werden. Von seinem ersten Modell, dem 350 GTV hatte Lamborghini in drei Jahren von 1964-1966 gerade einmal 144 Exemplare gebaut.

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