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Früher war nicht alles besser

Gehässige Menschen könnten sich in Hinblick auf den aktuellen Toyota GR Supra über diverse, „verräterische“ BMW-Logos dort und da im Auto aufregen. Vernünftige hingegen freuen sich einfach über einen fantastischen Sportwagen.

Es gibt viele Gründe, den Toyota GR Supra 3.0 MT Moonstone Edition zu lieben. Als Österreicher ist einer davon, dass er „made in Austria“ ist; immerhin läuft er bei Magna in Graz vom Band. Viel wichtiger ist aber, dass er im Grunde alles in sich vereint, was man sich 2023 als „erfahrener“ Autofahr-Fan von einem Sportwagen nur wünschen kann: Sechs Zylinder mit ordentlich Hubraum aber trotzdem noch Turboaufladung, Handschaltung, fantastisches Chassis, Technologie und Qualität auf höchstem Stand der Zeit und jede Menge Charakter.

Und ja, das Attribut „Charakter“ wird von uns Autoschreibern gern mal aus der Floskelkiste gezerrt, wenn man objektiv betrachtete Schwächen schönreden will. So auch hier. Der betörende Look des Autos – der Supra wird keinesfalls mit irgendeinem anderen Auto dieser Welt verwechselt – hat so seine Tücken, was die Rundumsicht angeht. Macht aber nix; Charakter – ihr wisst Bescheid. Außerdem ist alles, worauf es für ein Auto wie ihn tatsächlich ankommt, erstklassig. Also etwa die Sicht nach vorn – inklusive gut verortbarer Orientierungspunkte auf der elendslangen Motorhaube zwecks millimetergenauer Positionierung der Vorderräder – und das herrlich eingepackte Gefühl, so knapp über dem Asphalt und gut eingehüllt vom ausgezeichneten Cockpit. Heißt folgerichtig: Gestühl, Sitzposition und Lenkrad selbst sind fantastisch. Der Qualitätseindruck sowieso. Und beim Infotainment müssen sich Besitzer von anderen Toyota-Modellen zwar etwas umgewöhnen, werden wohl aber bald feststellen, dass die verbaute iDrive-Lösung von BMW, glücklicherweise noch die mit Dreh-Drück-Regler und nicht die neuste, bei der vieles verschlimmbessert wurde, sowohl technologisch als auch in Sachen Bedienlogik über so gut wie jeden Zweifel erhaben ist.

Bleiben wir beim Stichwort Bedienung: Obgleich wie gesagt technologisch keine Wünsche offen bleiben wurde der Fokus aufs Fahrerlebnis auch bei der Gestaltung des Innenraums konsequent beibehalten. Heißt: Vom Touchscreen abgesehen warten hier für alles – am Lenkrad ebenso wie sonst überall – echte Tasten und Drehregler. Desto wichtiger, desto größer, quasi. Passend dazu ist der größte Knopf gleich neben dem (zugegeben etwas zu großen, also lang geratenen) Schalthebel zu finden: Die Sport-Taste.

I wonder if you know, how they live in Tokyo
Was uns endlich zum Thema „Fahren“ bringt. Und hier macht sich dann die endgültige Magie der Zusammenarbeit zwischen zwei der Marken, die es so gut wie kaum jemand anderer verstehen, fantastische Fahrmaschinen zu bauen, richtig bemerkbar. Der Antriebsstrang also ist in seiner Gesamtheit ein Meisterwerk. Ja, frühere Supra-Motoren hatten eventuell mehr „Charakter“. Doch was damit eigentlich gemeint ist, haben wir ja schon behandelt. Hier und heute jedenfalls ist die Wirkung des perfekt dosierbaren und angenehm linearen Kraftaufbaus, begleitet von sonorem Klang und orchestriert durch ein fein abgestuftes Getriebe, für den Anstieg des eigenen Endorphinausstoßes schwer zu überbieten. Zumal auch Lenkung, Bremsen und – im Falle des Top-Modells in seiner namensgebenden Matt-Weiß-Lackierung – adaptives Fahrwerk großartig sind.

Die Vorderachse ist kurvenwillig, das Heck bemüht mitzulenken und die Elektronik auf Wunsch Lebensretter oder Zuseher, aber jedenfalls nie ein Spielverderber. Und trotz allem ist die Alltagstauglichkeit hoch; für einen Zweisitzer, versteht sich. Damit ist jetzt nicht unbedingt gemeint, dass man viel hineinkriegt. Tut man nämlich nicht. Immerhin thronen im Gepäckabteil gleich zwei Subwoofer, die auf Wunsch jeden Musikgeschmack – von Teriyaki Boyz bis Beethoven – mit ordentlich Schalldruck unterstützen. Gemeint ist, dass der Wagen bei allen Tokyo Drift-Qualitäten im Stadtverkehr ebenso gemütlich mitschwimmen kann, wie auf der Autobahn Kilometer fressen. Dort passt dann auch, dass der Supra sich auf unserer Testrunde nur 7,6 Liter Super auf 100 Kilometer genehmigt hat.

FAZIT
Enge Kooperationen zweier nicht in Konzernstrukturen tatsächlich verbandelten Automarken sind in der jüngeren Vergangenheit nicht immer gut gegangen. Toyota aber hat bei diesen Schulterschlüssen ganz offensichtlich voll den Dreh raus. Der mit Subaru gemeinsam aus dem Boden gestampfte GT86 war gut, sein Nachfolger, der GR86 sogar noch besser und auch mit BMW entstand etwas tatsächlich großartiges. Der GR Supra, vor allem als "top of the line" Moonstone Edition mit Handschaltung, ist ein Autonarrentraum auf vier Rädern. Der Antrieb: Fabelhaft. Das Fahrverhalten: narrensicher und doch herrlich lebendig. Das Interieur: unmissverständlich sportlich und ergonomisch einwandfrei. Qualität und Verarbeitung: Mustergültig. Charakter? ... Vorhanden, aber vor allem in einem Maß, das eben nicht als Schönreden von objektiven Schwächen, sondern tatsächliche Eigenständigkeit gemeint ist. Und wem es da und dort doch noch zu wenig davon ist, der darf ohnehin schon auf ein umfassendes Aftermarket-Angebot zurückgreifen. Obgleich zumindest wir sowas, bis vielleicht auf die Abgasanlage, wirklich nicht für nötig empfinden.

Technische Daten:
Toyota GR Supra 3.0 MT Moonstone Edition
Hubraum | Zylinder
2.998 cm3 | 6
Leistung 340 PS (250 kW) bei 5.000-6.500/min
Drehmoment 500 Nm bei 1.600-4.500/min
0–100 km/h | Vmax 4,6 s | 250 km/h
Getriebe | Antrieb 6-Gang man. | Hinterrad
Ø-Verbrauch | CO2 8,8 l S | 189 g/km (EU6d)
Kofferraum | Zuladung 290 l | 284 kg
Basispreis | NoVA 83.190 € (inkl.) | 19 %

Das gefällt uns: Grundrezept "wie damals", Ausführung "wie heute"
Das vermissen wir: etwas mehr Sound, aber das ließe sich ja leicht korrigieren
Die Alternativen: BMW M240i Coupé, Porsche 718 Cayman, Alpine A110

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