Kurzzulassungen von Autos immer beliebter | 03.03.2011
Ist kurz zulässig?
Kurz zugelassene Autos werden als junge Gebrauchte immer öfter günstig verkauft. Da ist das eine oder andere Schnäppchen drin.
Kurzzulassungen (laut Statistik Austria Autos, die zwischen einem und 120 Tagen zugelassen, und danach zum Zweck des sofortigen Verkaufs abgemeldet werden) sind aus dem Autoverkaufsgeschäft nicht mehr wegzudenken.
2010 handelte es sich dabei um 85.000 Fahrzeuge, bei einem Gesamtmarkt von rund 330.000 Autos. Rund 25.000 sind weniger als sieben Tage lang zugelassen – immerhin 7,5 Prozent. Und der Trend hält heuer ungebrochen an.
Stark im Kommen sind dabei Autos, die weniger als sieben Tage lang zugelassen sind, oder überhaupt gleich am selben Tag wieder abgemeldet werden. In einem solchen Fall spricht man von Tageszulassungen, der Kilometerstand beträgt grundsätzlich null.
Fein für den Käufer, da er damit de facto für einen Neuwagen einen Rabatt in der Höhe von 15 Prozent oder noch deutlich mehr erzielen kann. Das Thema Tageszulassungen wird von Österreichs Importeuren sehr unterschiedlich gehandhabt.
Hyundai-Österreich-Geschäftsführer Hansjörg Mayr (im Bild links) meint dazu: „Kurzzulassungen sind fairer als im Lauf des Modellzyklusses immer höher werdende Rabatte.“ Warum? „Sie sind transparenter. Der Kunde hat den Vorteil des günstigeren Kaufpreises, aber den Nachteil, nicht Erstbesitzer zu sein. Und das weiß er“
Mitbewerber äußern zu dieser Politik naturgemäß Bedenken. Ein hochrangiger Insider: „Falls man nicht nur Auslaufmodelle, sondern auch ganz neue Fahrzeuge über Tageszulassungen in den Markt drückt, sinkt der Wert der gesamten Modellreihe. Gleichzeitig generiert man beim Kunden das Gefühl, dass diese Produkte prinzipiell zu teuer sind.“
Zu den konservativeren Branchenmitgliedern gehört Österreichs größter Importeur, die Porsche Holding, mit rund 14 Prozent Kurz- und drei Prozent Tageszulassungen. Geschäftsführer Wolf Dieter Hellmaier (Bild li.) sieht die Sache dennoch entspannt: „Jedes Auto, das in Österreich zugelassen und auch hier verkauft wird, erfüllt einen Marktbedarf. Dabei ist es grundsätzlich egal, ob die Zulassung vor oder nach dem Verkauf passiert.“
Gänzlich gegen den Strich gehen ihm jedoch Autos, die in Österreich zugelassen, tatsächlich aber ins Ausland verkauft werden: „Tageszulassungen, die sofort in den Export wandern und nie einen österreichischen Kunden gesehen haben, täuschen Markterfolge vor, die in Österreich nie stattgefunden haben“. Somit sei auch der diesjährige Allzeit-Zulassungsrekord zu relativieren und nicht die Basis der tatsächlichen Nachfrage-Entwicklung in Österreich.
In die gleiche Kerbe schlägt Burkhard Ernst (re. im Bild), Bundesgremialvorsteher Autohandel in der Wirtschaftskammer: „Legal sind Tageszulassungen allemal, auch jene, die innerhalb der EU verkauft werden. Fair sind sie hingegen nicht, weil praktisch nicht quantifizierbar.“
Wieso nicht? Ernst: „Es fehlen dazu entsprechende EU-Gesetze. Und innerhalb Österreichs ist die Politik sowieso unwillig. Das hat erst kürzlich ein ergebnisloses Gespräch mit Vertretern des Finanzministeriums gezeigt.“
Zwar könne man die Zulassungsstatistik Jahre später mit der österreichischen Bestandsstatistik abgleichen, doch der Schwund dabei (Verschrottung etc.) sei unabwägbar. Ernst, als Chef von Mazda Rainer selbst Autohändler, befürchtet daher, dass die Tageszulassungen weiter steigen werden und die „Verkaufsstatistik damit zur Makulatur verkommt“.
Tageszulassungen, die ins Ausland wandern, sieht auch Opel-Austria-Chef Alexander Struckl negativ, und zwar aus zwei Gründen: „ Zum einen will ich langfristige Kunden gewinnen, die auch zum Service und wegen Reparaturen zu unseren Opel-Händlern kommen, zum anderen sehe ich bei Exporten für die österreichische Kundschaft keinen Vorteil.“
Kia-Österreich-Boss Wilhelm Jelinek (Bild re.) sieht sogar die Entwicklung, dass „Autos bewusst länger als sieben Tage stehen gelassen werden, um nicht in der Tageszulassungsstatistik aufzuscheinen.“ Außerdem hält er die „explosionsartige Steigerung der Leihwagenverkäufe“ für eine von manchem Mitbewerber neu entdeckte, fragwürdige Marktlücke.
Unterm Strich bleibt für Neuwageninteressierte: Tageszugelassene Autos – die übrigens nicht als Leasingfahrzeuge angeboten werden – sind preislich attraktiv und daher überlegenswert. Nachfragen lohnt sich somit. Den Pferdefuß des geringeren Wiederverkaufswertes sollte man allerdings im Auge behalten.