Triumph Thruxton - "Klassiker" im Test | 20.07.2014
Roaring Sixties
Modernes Motorrad mit klassischer Optik: die Triumph Thruxton. Für das aktuelle Modelljahr gibt es mehr Ausstattung und satteren Sound.
Thilo Kozik/mid
Triumph hat seine beliebte Klassiker-Baureihe unter dem Motto "Zurück in die Zukunft" rundum aufgewertet. Es gibt neue Farben, eine umfangreichere Serienausstattung und insbesondere einem besseren Auspuffsound. Von der Modellpflege profitiert die umfangreiche Bonneville-Familie ebenso wie die sportliche Thruxton, die als lupenreiner Retro-Racer einzigartig auf dem Markt ist.
Dieser sportlichste Klassiker orientiert sich optisch an den englischen Café Racern, die in den 1960er Jahren die Motorradwelt dominiert haben. Damals dienten britische Zweizylinder, zumeist Motoren der legendären Bonneville, als Basis für selbst gefertigte Motorräder.
Mit diesen wurden Rennen von einem Café zum anderen ausgetragen. Umfangreiche Modifikationen wie tiefe Lenker, Einzelsitze und nach oben gezogene Auspuffrohre waren die markanten Erkennungszeichen der Maschinen. Benannt ist die Triumph nach einer Rennstrecke in Hampshire in Südengland. Dort feierten die Briten bei Rennen mit Serienmaschinen große Erfolge.
Die heutige Thruxton orientiert sich an der legendären Thruxton T120R der 1960er Jahre. So sieht die Britin mit ihrem flachen zweiteiligen Stummellenker, formschönen Speichenrädern mit Leichtmetallfelgen und dem zentralen Zierstreifen aus, als würde sie geradewegs an den Start eines Klassikerrennens rollen. Die ab sofort serienmäßige Abdeckung für die Höckersitzbank tut ein übriges dazu, kann aber für den Zweipersonen-Betrieb abgenommen werden. Klappbare Soziusrasten gehören ohnehin zur Ausstattung. Auch die Lenkerverkleidung in Fahrzeugfarbe mit sportlichem Zierstreifen gehört nun ebenso zum Serienumfang wie ein verchromter Kettenschutz. Trotz der sportiv anmutenden Ergonomie sitzt es sich verhältnismäßig bequem in 820 Millimeter Höhe. Normalgroße finden einen guten Knieschluss bei moderaten Winkeln.
Technisch basiert die moderne Thruxton genau wie die damaligen Café Racer auf der Bonneville. Allerdings zeigt sich der aus dem Schwestermodell stammende 865-Kubikzentimeter große, luftgekühlte Parallel-Twin mit Vierventil-Technik und DOHC-Steuerung für den Einsatz in der Thruxton stärker abgestimmt
Dank überarbeiteter Nockenprofile und höher verdichtender Kolben ist der Motor hier für 51 kW/69 PS gut, die er sanft, aber nachdrücklich ans Hinterrad weitergibt. Selbstverständlich steht auch ein Führerschein-A2-Drosselkit zur Verfügung.
Äußerlich mag der Motor an die klassischen Stoßstangenmotoren längst vergangener Zeiten erinnern, aber das Triebwerk der Thruxton zeigt sich hochmodern konstruiert: Hinter den geschickt nachgebildeten "Vergasern" verbergen sich die Einspritzdüsen, Nachbildungen der Stoßstangenrohre helfen, den traditionellen Schein zu wahren.
Für ein noch authentischeres Styling sind die Kühlrippenenden der Zylinder nun gefräst und bilden einen schönen Kontrast zum restlichen Motor. Auch die Ölkühlerleitungen sind neuerdings schwarz gehalten.
Sein Hubzapfenversatz von 360 Grad bewahrt den typischen Charakter eines klassischen Paralleltwins, während zwei Ausgleichswellen für eine moderne, zivilisierte Laufkultur sorgen. Mit kerngesunden 69 Newtonmeter maximalem Drehmoment ergibt sich ein gut kontrollierbarer Antritt in allen fünf Gängen.
Die Dynamik reicht aus, um gut im Verkehr mitzuschwimmen. Von rennmäßigen Beschleunigungen ist die Thruxton indes weit entfernt. Dafür haben die Techniker auf der Insel die Megaphon-Schalldämpfer innerlich überarbeitet, was sich in einem spürbar satteren Sound äußert, der die Thruxton kräftiger wirken lässt.
Der typisch britische Zweizylinder ist von einem klassischen Fahrwerk aus Stahlrohr-Schleifenrahmen, konventioneller Telegabel und stabiler Zweiarmschwinge mit einstellbaren Stereo-Federbeinen umgeben. Damit fährt sich die Thruxton präzise und Vertrauen erweckend, aber nicht besonders handlich.
Ihre Bereifung von 18 Zoll vorn und einem Siebzehnzöller hinten bietet eine gute Zielgenauigkeit und macht einen dem klassisch-sportiven Look entsprechenden Fahrstil möglich. Eine schwimmende Bremsscheibe an der Front mit 320 mm Durchmesser bringt die Thruxton deutlich souveräner und sicherer zum Stehen als es die klassischen Vorbilder aus den Sechzigern je vermochten, der Biss könnte jedoch ein wenig knackiger ausfallen.
Zahlreiche Feinheiten und qualitativ hochwertige Details wie die stilvollen Lenkerendenspiegel unterstreichen den minimalistischen Auftritt, während lenkerfest montierte Instrumente und die rennmäßigen Megafon-Schalldämpfer eine Brücke zu den legendären Café Racern der Vergangenheit schlagen. Wie bei Triumph üblich, lässt das hauseigene Zubehörregal fast keine Wünsche für eine umfassende Individualisierung offen.
Für 10.780 Euro (Deutschland: 9.390 Euro) stehen mit "Phantom Black" und "Brooklands Green" zwei klassische Lackierungen für die Thruxton zur Auswahl, die mit einem goldenen Streifen und von Hand aufgetragenen Zierlinien veredelt sind. Das ist nicht wenig, aber angesichts fehlender Alternativen für Klassik-Racer-Fans ein akzeptabler Preis.