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Ducati Hyperstrada - im Test

Italienische Kreuzung

Mit seinem neuen Allrounder Hyperstrada möchte Ducati die Anfahrt ins Kurvenrevier und das Räubern dort vor Ort attraktiver machen.

Thilo Kozik/mid

Angespornt vom Verkaufserfolg seiner großen Reiseenduro Multistrada möchte der italienische Motorradhersteller Ducati auch unterhalb der Oberklasse Kasse machen: Der Allrounder Hyperstrada mit 81 kW/110 PS möchte schon die Anfahrt ins Kurvenrevier zum fahraktiven Abenteuer adeln.

So spricht Ducati bei der Hyperstrada von einem Touringbike, doch konzeptionell führt das zu weit: Im Grunde genommen handelt es sich um eine überarbeitete und mit Koffern und Windschild versehene Hypermotard, jener V-Twin-Supermoto, die vor sechs Jahren auf den Markt kam.

Damals wäre eine Konvertierung in so etwas wie ein Reisemotorrad unmöglich gewesen, doch die im Frühjahr vorgestellte Hypermotard-Version mit neu entwickeltem 90-Grad-V2-Motor und das stabilisierte Fahrwerk haben dies möglich gemacht.

Auffällige Charaktermerkmale der Hyperstrada sind die serienmäßigen Koffer, eine achtbar dimensionierte Scheibe, längere Radabdeckungen vorn wie hinten, ein Motorschutz und natürlich eine größere Sitzbank. Etwas weniger Federweg, eine hydraulische Federvorspannung am Federbein, der Hauptständer und zwei Bordsteckdosen zivilisieren die "Strada" weiter.

Bei der verwendeten Basis verwundert es kaum, dass die Hyperstrada beim Aufsitzen eine supermoto-artige Haltung weit über dem Vorderrad vorschreibt, echte 850 mm Höhe verlangen außerdem lange Beine. Hinter der nicht verstellbaren Scheibe prangt das unveränderte Instrument aus der Hypermotard mit Warnleuchten über dem Digital-Display und dem schlecht ablesbaren Drehzahlbalken.

Der 821 Kubikzentimeter große DOHC-V-Twin selbst stammt unverändert aus der neuen Hypermotard, leistet also maximal 81 kW/110 PS im "Sport"- und "Touring"-Modus sowie 55 kW/75 PS bei sanfterer Gasannahme bei "Urban".

Auf Anhieb fühlt sich das Bike intuitiv bedienbar an, und gibt sich leichtfüßig und gut kontrollierbar. Das wohlige Grummeln des Motors begleitet den durchaus kultivierten, wenngleich zurückhaltenden Vortrieb unterhalb von 4.000 Touren. Zwar rollt das Bike auch mit niedriger Drehzahl rund, soll es jedoch flott voran gehen, sind mindestens 4.500 Touren erforderlich.

Das Ansprechverhalten im "Touring"- wie "Sport"-Modus ist tadellos, dabei liefert der letztere eine etwas schärfere Beschleunigung, bedarf aber einer sensiblen Hand - die meiste Zeit bleibt Touring daher die erste Wahl. Der Motor-Modus beeinflusst gleichzeitig das Setting der achtfach einstellbaren Traktionskontrolle, die sich aber so gut wie nie bemerkbar macht. Doch der Antritt ist befriedigend, und das Sechsganggetriebe fällt nicht negativ auf.

Das Handling ist ausgezeichnet dank der breiten Lenkstange, dem relativ geringen Gewicht und der sportlichen Fahrwerksgeometrie. Auch die geringeren Federwege als bei der Hypermotard machen sie neutral und hinreichend präzise; nur ihre Abneigung gegen Einlenken unter hartem Bremsen ist geblieben.

Dabei liefern die nicht einstellbaren Federelemente einen passablen Federungskomfort und halten auch den Aktionen der mit ABS versehenen Brembo-Monobloc-Festsattelzangen stand, bei denen die Augäpfel sich gerne weit aus dem Gehäuse wagen. Allerdings: Das weich abgestimmte Federbein lässt den Hauptständer bei Solofahrt erstaunlich früh mit dem Asphalt in Kontakt kommen.

Hinsichtlich des Konzeptcharakters steht fest: Mit der Hyperstrada kann der Fahrer wie versprochen das Kurvenrevier fern der Heimat genießen. Der weite Weg dorthin ist eine andere Sache - trotz aller Tourenfeatures macht es wenig Spaß, auf dieser Ducati über die Autobahn zu düsen. Das Windschild bietet zu wenig Schutz und verursacht bei Cruising-Tempo viel Lärm im Helm.

Zu zweit wird es schon auf kürzeren Abschnitten ziemlich schnell sehr eng. Da helfen auch die stabilen Haltegriffe und eine eigene Bordsteckdose nicht. Auch die 50 Liter Stauvolumen bietenden Seitenkoffer sind mit wenig sicherem Verschluss und stauraum-fressender wasserdichter Ausrüstung nicht das Gelbe vom Ei. Immerhin fasst der Tank 16 Liter, was Reichweiten von mehr als 250 Kilometer ermöglichen sollte.

Einen amüsanten Ausflug garantiert die Hyperstrada mithin allemal, doch darüber hinaus gibt sich ihr Einsatzbereich doch recht eingeschränkt - sie ist eben eher ein agiler Mittelklasse-Sporttourer denn ein Reisevehikel, das schon in der Grundausführung mit immerhin 14.995 Euro nicht wirklich preiswert ist.

Technische Daten Ducati Hyperstrada

Straßenmotorrad mit flüssigkeitsgekühltem 90-Grad-Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, vier Ventile je Zylinder. Hubraum: 821 ccm, Bohrung x Hub: 88 x 67,5 mm, max. Leistung: 81 kW/110 PS bei 9.250/min, max. Drehmoment: 89 Nm bei 7.750/min, elektronische Kraftstoffeinspritzung, geregelter Katalysator, Sechsganggetriebe, Kettenantrieb, Gitterrohr-Stahlrahmen, Upside-Down-Telegabel, Aluminium-Einarmschwinge mit Zentralfederbein, zwei Scheibenbremsen vorn, eine Scheibenbremse hinten, ABS, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 180/55 ZR 17, Sitzhöhe: 850 mm, Tankinhalt: 16,0 Liter, Leergewicht: 204 kg, Preis: 14.995 Euro.

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