Aprilia Atlantic 250 ie - im Test | 25.10.2007
Jagd aufs Blaue Band
Für ausgiebige Touren ist der neue 250er Roller von Aprilia gemacht, für entsprechende Fahrten bis ans Meer spricht schon sein Beinamen "Atlantic".
mid/rkm
Normalerweise gibt es für diesen Einsatzzweck die Maxi-Scooter, doch viele Rollerfahrer möchten auch innerorts noch einigermaßen agil bleiben. Als Kompromiss zwischen Tourenkomfort und Agilität erfreuen sich daher seit einiger Zeit die flinken 250er Roller wachsender Beliebtheit, weshalb Aprilia für 2007 einen überarbeiteten Atlantic zum Preis von knapp 4.498,- Euro auflegt.
Wie viele Wettbewerber wird auch der Mittelklasse-Roller nun vom Piaggio-Quasar-Aggregat befeuert. Im Falle Aprilia ist das allerdings nur logisch, schließlich gehört der Hersteller zum Piaggio-Konzern. Davon abgesehen zählt der 250er-Piaggio-Motor mit Flüssigkeitskühlung, Einspritzung und G-Kat zu den besten Viertelliter-Triebwerken, die es im Rollersektor zu kaufen gibt.
Und im Roller "Atlantic" erfreut das bewährte Einzylindertriebwerk durch seine seidenweiche Laufruhe, seine Durchzugsfreudigkeit, das leise Auspuffgeräusch sowie die ökonomische Spritausnutzung: Mit seinem 10,5-Liter-Tank schafft der Atlantic Reichweiten von 256 Kilometern.
Beim fröhlichen Leeren des Tanks auf dem Weg ins Wochenende überzeugen die Reisequalitäten. Hier zeigt sich der Roller mit seinem hoch aufragenden Windschild und dem üppigen Kunststoff am Vorbau gegen Wind und Wetter gewappnet. Allerdings zerrt der Fahrtwind rechts und links an der Schulter, doch der Rest bleibt von den Unbillen der Natur unbehelligt.
Von der Bequemlichkeit her braucht der Fahrer trotz des recht hohen Polsters keine Stopps zwischen dem Tanken einzulegen. Das in Relation zur Sitzfläche hohe Trittbrett beschert eine angenehme Körperhaltung. Auch Beifahrer werden den Atlantic bald mögen, denn hinten sitzt es sich richtig gut - die Sitzbank ist kaum gestuft, der Sozius hockt nicht weit über dem Piloten und die Gesäßauflage fällt breit aus.
Geht es dagegen um die Mitnahme von Gegenständen, stört beim Atlantic zunächst das separate Schloss für die Sitzbankklappe. Der Raum darunter zeigt ein recht zerklüftetes Innenleben, das nur einem Integralhelm samt allerlei Krimskrams Asyl gewährt. Hinter einem breiten, ebenfalls abschließbaren Deckel in der Front verbergen sich zwei seitliche Taschen, in denen allenfalls Kleinkram Platz findet. Dafür hat der Italiener einen stabilen Gepäckträger zu bieten, auf dem eine Gepäckrolle oder ähnliches verzurrt werden kann.
Irgendwann endet auch für Atlantic-Kapitäne das blaue Band der Autobahn und er entert das kurvige Terrain. Dort sind werden Agilität und Federungsabstimmung wichtig. Und Flickenteppiche, Asphaltverwerfungen und Bitumenflecken setzen der Aprilia-Besatzung recht heftig zu. Von sänftenartigem Komfort kann keine Rede mehr sein.
Der Atlantic setzt eben mehr auf Fahrspaß als auf Komfort und hebt sich dadurch deutlich von den größeren und schwereren Rollern ab. Richtig leichtfüßig nimmt die Aprilia die Kurven, und schon eine kleine Gewichtsverlagerung genügt zur Richtungsänderung. Fahrspaß ist angesagt. Sehr ordentlich arbeitet das Integralbremssystem mit Dreikolbenzange vorn, das die Bremskraft über den linken Hebel gleichzeitig nach hinten und vorn leitet. Sicherheitsorientierte Fahrer werden dies zu schätzen wissen, nur die Dosierbarkeit könnte noch besser sein.
Im engen Citygetümmel kann der Atlantic trotz der breiten Bauweise ganz gut mithalten. Nur bei der Parkplatzsuche verursacht ein unerklärlich enger Lenkeinschlag lästige Manövrierarbeiten. Das Aufbocken geht dafür um so leichter. Doch beim Abschließen gibt sich das Zündschloss hakelig.
Bei aller Kritik gibt sich die 250er voll reise- und alltagstauglich und bereitet dazu noch eine große Portion Spaß. Angesichts von 4.498,- Euro Kaufpreis durfte das auch erwartet werden.
Teststeno Aprilia Atlantic 250 ie:
Roller der 250er-Klasse mit flüssigkeitsgekühltem Viertakt-Einzylinder, vier Ventile, 244 ccm Hubraum; 16 kW/21 PS Leistung bei 8 500 U/min, max. Drehmoment 20 Nm bei 6 500 U/min, Fahrwerk: Stahlrohrrahmen, Telegabel vorn, Triebsatzschwinge hinten, Sitzhöhe: 81,5 cm, Tankinhalt: 10,5 l, Gewicht: 170 kg; Preis: 4.498,- Euro.