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Force India bleibt unabhängiges Team

Force India soll kein B-Team von McLaren werden. Man will sich als eigenständiges Team entwickeln und ab 2010 Siege einfahren.

Photo: Force India

Was die Formel-1-Szene seit Wochen erwartet hatte, wurde heute nun offiziell verkündet: Force India hat mit McLaren-Mercedes einen langfristigen Kooperationsdeal abgeschlossen. Die ambitionierte indische Mannschaft wird vom neuen technischen Partner neben Motoren, KERS, Getriebe und Hydrauliksystem auch personelle Unterstützung bekommen. McLaren-Mercedes-Operationschef Simon Roberts wird seinen Vollzeit-Job ab sofort in der Force-India-Fabrik verrichten.

"Wir werden auf vielen verschiedenen Ebenen zusammenarbeiten", stellte McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh im Gespräch mit autosport.com klar. Der Brite wehrte sich allerdings dagegen, dass man das indische Team bereits als B-Mannschaft von McLaren-Mercedes bezeichne. "Wir werden dem Team Vorschläge machen und auch gewisse Anforderungen formulieren. Aber wir werden Force India jederzeit als eigenständiges Team respektieren." Auf die Cockpitbesetzung werde man keinen Einfluss nehmen.

McLaren als Katalysator der Force-India-Entwicklung

"Sie sind ein Partner, aber auf Grundlage unserer Vorschläge müssen sie immer noch selbst Entscheidungen treffen. Es liegt in deren Hand", spielte Whitmarsh den möglichen Einfluss seines Arbeitgebers auf das indische Team herunter. "Es ist keine Übernahme seitens McLaren. Sie bleiben ein unabhängiges Team, mit welchem wir intensiv kooperieren. Ich hoffe, dass wir auch wirtschaftlichen Erfolg in das Unternehmen bringen können." Gerüchten zufolge soll sich Force-India-Boss Vijay Mallya die neue Partnerschaft über zehn Millionen Euro pro Saison kosten lassen.

Man werde sich die Ratschläge von McLaren-Mercedes jederzeit anhören, sie aber dennoch hinterfragen, sagte Mallya in einer Presserunde am Montag. "Zuerst müssen wir ein Auto bauen. Wenn wir kein Auto haben, müssen wir auch nicht über Piloten sprechen. Die höchste Priorität hat nun das neue Auto. Wir haben da jetzt schon etwas Zeitdruck", gab der Inder zu, der erst vor wenigen Tagen den bisherigen Teamchef Colin Kolles und Technikchef Mike Gascoyne vor die Tür gesetzt hatte.

"Wir möchten klarstellen, dass die Zusammenarbeit voll und ganz dem alten Concorde-Agreement entspricht", sagte Whitmarsh und widersprach damit dem Verdacht auf ein regelrechtes Kundenauto für Force India. "Wir dürfen den kompletten Antriebsstrang liefern und wir dürfen auch dabei helfen, die Fertigungsprozesse und die Abläufe im Team zu optimieren. Wenn wir ein Kundenauto liefern, oder gar ein B-Team etablieren würden, dann könnte das kurzfristig Erfolg bringen, aber es würde sich niemals ein wirkliches Team bilden können."

Unabhängigkeit als wichtiger Faktor

Man lege größten Wert darauf, dass sich Force India als eigenstädige Mannschaft entwickele und somit auf künftige Erfolge entsprechend stolz sein dürfe, so der McLaren-Geschäftsführer weiter. "Man darf niemals vergessen, dass der Unterschied zwischen den Topteams und den Teams weiter hinten gar nicht groß ist. Die Topteams haben einfach nur die Prozesse, Disziplin, Abläufe und Methoden optimiert, die letztlich die entscheidenden Zeitspäne bringen können."

"Wenn wir Force India dabei helfen können, sich in den Bereichen um etwa zwei Prozent zu verbessern, dann ist das in der heutigen Formel 1 ein gewaltiger Schritt. Es gibt dabei keine Zauberei. Wir sehen das als aufregende Gelegenheit. Das ist für Force India und auch für uns eine große Herausforderung", fasste Whitmarsh abschließend zusammen.

"Die Formel 1 ist ein unglaublich enger Wettbewerb", stellte Mallya fest. "Man kann nichts als gegeben annehmen. Andere Teams entwickeln und verbessern sich genauso. 2009 gibt es brandneue Autos. Aus meiner Sicht können wir vielleicht 2010 über Siege reden, aber 2009 wäre ich froh, wenn wir regelmäßig in die Punkte kämen. Das wäre schon ein gewaltiger Schritt nach vorn." In der abgelaufenen Saison gab es keinen einzigen Zähler für Force India, als bestes Resultat erreichte Giancarlo Fisichella einen zehnten Platz.

Mallya will in seiner Heimat aufs Podest

"Ich würde sehr gern beim ersten Grand Prix in Indien eines unserer Autos auf dem Podium sehen", gestand Mallya seinen heimlichen Traum. "Das muss unser Kernziel sein. Es ist ja erst 2011 soweit. Warum also nicht? Ich bin sicher, dass auch Martin Whitmarsh gerne einen Zweikampf zwischen McLaren und Force India sehen würde. Daran wäre nichts falsch. Es würde höchstens verdeutlichen, wie auch ein Team wie McLaren von einer Mannschaft wie Force India profitieren kann."

"Ron Dennis hat mir gesagt, dass die Leistung von Force India sich in Zukunft auch bei McLaren niederschlägt. Das sagt doch alles. So lautet die wahre Antwort: Sie können genauso viel Stolz aus unserer Leistung ziehen, wie ich es für meine Mannschaft dann tue." Lächelnd fügte McLaren-Geschäftsführer Whitmarsh hinzu: "Ich freue mich auf den Augenblick, wenn Force India unabhängig von unseren Geschicken aufs Podest fahren kann. Aber ich hätte natürlich die ersten beiden Plätze am liebsten durch uns besetzt."

"Falls irgendwann als Konsequenz unserer Partnerschaft Force India zu einem hartnäckigen Konkurrenten für uns auf der Strecke erwächst, dann wird es natürlich interessant. Dann müssten wir definitiv die Antwort liefern. Aber: Wir sind in der Formel 1, um uns der Konkurrenz zu stellen", sagte Whitmarsh und malte damit eine interessante Konstellation für die Zukunft. Auch Mallya bekräftigte erneut, dass man den Status eines unabhängigen Konstrukteurs bewahren möchte: "Ich habe das Team nur gekauft, weil es diesen Status hatte."

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