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Avantgarde-Express

Aus dem großen Familien-Transporter Renault Espace wurde ein Mix aus Van und SUV. Wir fuhren die ebenso neu- wie einzigartige Mischung.

Georg Koman

Der Renault Espace als klassischer Van – damit ist es jetzt vorbei. Die fünfte Generation des großen Franzosen setzt auf höchst ungewohnte, aber stimmige Proportionen: Mit riesigen Rädern, hoher Gürtellinie, flachen Seitenscheiben und beachtlicher Länge. Aus dem Familien-Transporter wurde eine einzigartige Mischung aus Van und SUV.

Warum? Weil die Verkaufszahlen eine eindeutige Sprache sprechen: Vans sind out, SUV sind in. Eine Mischung daraus hat hingegen noch nie jemand gewagt. Franzosen sehen sich gern als mutige Vorreiter, als Avantgarde – nicht zufällig ein französisches Wort.

Damit der neue Espace trotz höherer Bodenfreiheit (16 Zentimeter statt bisher 12), bis 19 Zoll großen Rädern und reduzierter Höhe (1,68 statt 1,76 Meter) immer noch Platz für sieben Personen bietet, entspricht er mit einer Länge von 4,86 Metern und einer Breite von 1,89 Metern dem bisherigen Grand Espace, eine kürzere Version gibt es nicht mehr.

Der Renault-Rhombus als mächtiges Logo in der Mitte des Kühlergrills, die serienmäßigen LED-Scheinwerfer und die wild, aber trotzdem elegant geschwungenen Rückleuchten geben der Sache den letzten Schliff.

Im Innenraum gähnen nicht mehr unendliche Weiten, die dominante Mittelkonsole mit dem 8,7 Zoll großen, hochkant platzierten Touchscreen (derzeit der drittgrößte in einem Auto verbaute) sorgt für Cockpit-Feeling. Über die Menüführung lassen sich damit fast alle Bedienelemente im Auto steuern.

Einige Shortcuts – für Assistenzsysteme, Head-up-Display und ähnliches sind neben und unter dem Display gruppiert, ebenso die Regler für die Klimatisierung. Insgesamt sehr intuitiv aufgebaut – Smartphone-User fühlen sich in Sekundenschnelle wie zu Hause. Wer den Dreh-Drück-Knopf bevorzugt, kann damit ebenso alles bedienen, der befindet sich griffgünstig weiter hinten in der Mittelkonsole.

Die in den höheren Ausstattungs-Versionen vielfach verstellbaren Vordersitze mit Massage-Funktion sind langstreckentauglich, allenfalls könnten die Sitzflächen länger sein. In Reihe zwei sitzt man auf drei Einzelsitzen. Deutlich enger geht es naturgemäß auf den zwei optionalen Sitzen in Reihe drei zu (Aufpreis: rund 1.100 Euro), die aber durchaus einen menschenwürdigen Einstieg und Transport bieten.

Praktisch: Das Tastenfeld hinten im großen Kofferraum (680 Liter bis 2.101 Liter Volumen), mit dem man die drei oder fünf hinteren Sitzgelegenheiten entweder auf einmal oder einzeln umklappen kann. Bei Bedarf funktioniert das Klapp-Spiel auch über den Touchscreen.

Die derzeit angesagten Assistenzsysteme – Abstandsregel-Tempomat, Spurhalte-Assistent, Totwinkel-Assistent, Verkehrszeichen-Erkennung oder Einpark-Assistent - sind je nach Ausstattung optional oder serienmäßig auch im neuen Espace vertreten.

Ab der zweiten Ausstattungsstufe „Intens“ gibt es gegen Aufpreis ein Head-up-Display. Das wird nicht in die Windschutzscheibe eingespiegelt, sondern verfügt über eine eigene ausfahrbare Projektionsfläche. Frei von Spiegelungen ist die riesige Frontscheibe trotzdem nicht.

Das neue „Multi-Sense“-System erlaubt das Einstellen von zehn Parametern wie Fahrwerk, Lenkung, Motor- und Getriebesteuerung, Motorsound oder Armaturen-Beleuchtung, entweder via fünf vorgegebenen Programmen oder dem Individual-Modus "Perso".

Das Fahrverhalten unterscheidet sich je nach gewähltem Programm spürbar. In Stufe "Comfort" federt der Espace sanft, schaltet früh hoch und verhält sich leise.

Im "Sport"-Modus werden die Gänge höher ausgedreht, der Motorsound verstärkt und die in der Spitzen-Version „Initiale Paris“ serienmäßige und in der mittleren Ausstattungsstufe „Intense“ optionale Allradlenkung „4Control“ verringert den Lenkeinschlag.

In diesem Modus beteiligen sich die Hinterräder nämlich stärker an der Lenkarbeit, weshalb man weniger kurbeln muss, um abzubiegen wie gewohnt. Das funktioniert sehr harmonisch und ändert den Charakter des Espace deutlich.

Das Motorenprogramm wurde für die fünfte Espace-Generation geschrumpft. Menge und Kubatur gleichermaßen betreffend. Ein Vierzylinder-Diesel mit 96 kW/130 PS oder 118 kW/160 PS und ein 147 kW/200 PS starker Vierzylinder-Turbobenziner stehen zur Wahl. Mehr als 1,6 Liter Hubraum gibt es nicht – und auch nicht weniger.

Die beiden stärkeren Motoren wirkten in ersten Testfahrten stimmig bis souverän - der Espace hat gegenüber dem Vorgänger ja auch um bis zu 250 kg abgespeckt. Solides Drehmoment aus dem Tourenkeller und eine angenehme Geräuschkulisse zeichnen beide aus.

Die Automatikgetriebe (sechs Gänge beim Diesel, sieben beim Benziner) schalten flott und ruckfrei. Der Espace ist und bleibt ein feiner Reisewagen, auch wenn er sich vom Raumschiff zum Avantgarde-Express gewandelt hat.

Fragen nach stärkeren Motoren oder Allradantrieb werden gleichermaßen mit „nein“ beantwortet.. Beides wurde von den Renault-Entscheidern heftig diskutiert, aber letztlich verworfen, um nicht in Luxus-Preisregionen zu entfleuchen. Technisch möglich wäre es jedenfalls: Auf derselben Plattform wird künftig auch der Offroader Kadjar basieren, natürlich mit Allradantrieb.

Die Preisliste startet bei 35.600 Euro (Deutschland: 33.550 Euro) für den handgeschalteten 130-PS-Diesel in der mit Voll-LED-Scheinwerfern, Navigationssystem, Touchscreen, Dreizonen-Klimaautomatik, Einparkhilfe vorne und hinten, Tempomat, fixem Glasdach, schlüssellosem Zugang etc. schon richtig gut ausgestatteten Einstiegsversion "Zen" und reicht bis 47.600 Euro (Deutschland: 46.200) Euro – sowohl für den 200-PS-Benziner als auch den 160 PS-Selbstzünder in der Spitzenausstattung „Initiale Paris“.

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