Zu Besuch bei Automobili Lamborghini S.p.A. | 08.10.2008
Wallfahrt nach Sant'Agata
Trotz heftiger CO2-Diskussionen boomen die Supersportwagen, und vor allem die edlen Boliden aus den Regionen rund um Modena.
Text und Fotos: Bernhard Reichel
Hier sehen Sie Bilder von der Produktion des Lamborghini Murciélago LP640!
Ein Ende des Booms, unter anderem mit neuen Absatzmärkten im Nahen und Fernen Osten, ist nicht abzusehen. Grund genug, uns in Sant’Agata die Produktion bei Lamborghini genauer anzusehen - und zwar beim Topmodell, dem Murciélago LP640.
In liebevoller Handarbeit entstehen hier, wo 1963 der Traktoren-Fabrikant Ferruccio Lamborghini sein Wohnhaus zugunsten einer neuen Fabrikhalle abgerissen hat, jährlich um die 2400 Sportwagen der schärfsten Sorte. Murciélago und Gallardo werden unter einem Dach gebaut.
Die Produktionslinie des LP640 unterteilt sich in etwa 20 Stationen, die U-förmig verlaufen. Wo die nackte Karosserie ankommt, wartet am benachbarten Ende des U-Bandes ein fertiger Wagen auf die Endkontrolle.
Etwa einen halben Tag dauert diese sehenswerte Prozedur. Ein bis drei Murciélago werden pro Tag fertig.
Während die Konkurrenten in Maranello keinen Blick in ihre Karten zulassen, ist man hier stolz auf seine Arbeit und zeigt das auch gerne her.
Viele der Arbeiter kommen aus der näheren Umgebung und jeder ist in irgendeiner Weise mit Lamborghini verbunden.
Manche sind in zweiter Generation hier beschäftigt; und es ist keine Seltenheit, dass auch ganze Familien bei Lamborghini arbeiten. Penibel werden Einzelteile eingebaut, wobei Abdeckungen den Lack schützen. Ja, sogar die Bremssättel tragen ein Häubchen.
Ein paar Schritte weiter befindet sich die hauseigene Sattlerei. Hier wird klar, was man unter Exklusivität versteht. Sofort stechen verschiedene Lederfarben ins Auge.
Von kräftigem Grün und Pink bis zu den edlen Tönen Beige, Braun und Schwarz: Jede Farbkombination ist möglich, auch was die Nähte betrifft, die noch unter richtigen Nähmaschinen gezogen werden.
Das Skelett der Sitze liefert Sparco zu, bezogen wird aber hier in Sant’Agata Bolognese. Die edlen Häute kommen aus Nachbarländern.
Wieder ein paar Schritte weiter wird das Herz der Fledermaus zusammengeschraubt, welches mittlerweile gewaltige 640 PS leistet. Auf der gleichen Linie wie der Murciélago wird der weitgehend baugleiche Bruder Reventon montiert. Der auf 20 Stück begrenzte Super-Exote bedient sich vieler gleicher Komponenten.
Stückzahlen und Modellvielfalt sind aber nicht das Ziel der Marke. Lamborghini will puristisch und exklusiv bleiben - also vorerst kein Gelände-Sportwagen...
Letzteres ist wohl auch sehr im Interesse von Porsche, dem neuen Hausherrn im VW-Konzern, dem über Audi auch Lamborghini angehört.